Mein Kind und seine Gefühle - Wie gehe ich damit am besten um?

Jeder und jede von uns ist mal traurig, wütend oder ängstlich. Auch Kinder erleben diese Gefühle. Das hast du vermutlich schon auf die ein oder andere Weise erlebt. Vielleicht wollte dein Kind aus Angst vor einer Klassenarbeit nicht in die Schule gehen. Oder dein Kind hat sich wütend auf ein anderes Kind gestürzt, weil es ausgelacht wurde.

Als Elternteil wirst du somit oft vor die Frage gestellt, wie du mit den Gefühlen deines Kindes umgehen sollst. Pauschal können wir diese Frage nicht beantworten, aber du findest hier ein paar Tipps und Ratschläge, die dir beim nächsten Gefühlsausbruch weiterhelfen können.


Welche Gefühle hat mein Kind?

Bereits im ersten Lebensjahr lernt ein Kind eine große Bandbreite an Gefühlen kennen. Kleinkinder können meist noch nicht sagen, wie sie sich fühlen. Allerdings kann man ihre Gefühle gut an ihrem Gesicht erkennen. In Studien konnte sogar gezeigt werden, dass Säuglinge bereits die gleichen Gesichtsausdrücke bei Wut, Trauer und Co zeigen wie Erwachsene.

So entwickeln sich die Gefühle von Kindern:
  • ab 0 Monaten: Ekel, Interesse
  • ab 2 Monaten: Freude
  • ab 7 Monaten: Ärger
  • ab 9 Monaten: Trauer, Überraschung
  • ab 18 Monaten: Verlegenheit
  • ab 24 Monaten: Stolz
  • ab 30 Monaten: Scham
  • ab 36 Monaten: Schuld

Gefühle haben einen Grund

Unangenehme Gefühle wie Wut oder Angst möchte man am liebsten so schnell wie möglich loswerden. Vielleicht ist es auch dir schon einmal passiert, dass du Stress oder Ärger verdrängt hast, weil du die Gefühle im Moment nicht gebrauchen konntest.

Jedes Gefühl dient jedoch einem bestimmten Zweck. Trauer hilft dabei, Unterstützung zu finden: Wenn dein Kind traurig ist und weint, gehst du zu ihm und tröstest es. Wut dagegen aktiviert den Kampfgeist. Sie hilft deinem Kind, weiter sein Ziel zu verfolgen und nicht aufzugeben.


Die Tücke von Ratschlägen

Als Elternteil neigen wir dazu, direkt Ratschläge zu geben, wenn unser Kind traurig ist oder Angst hat. Damit helfen wir allerdings nicht immer:

Kim erzählt traurig von Problemen in der Schule. Seit Beginn des Halbjahres wird Kim immer wieder von anderen Kindern in der Klasse bloßgestellt und ausgelacht. Die Eltern wollen helfen und schlagen Kim vor, die anderen Kinder doch einfach zu ignorieren. Kim wird daraufhin sauer und ruft: “Ihr versteht doch gar nichts!”

Sätze wie “Versuch es einfach!”, “Streng dich mehr an” oder “Lass es einfach sein” helfen Kindern nicht, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie können dadurch sogar verunsichert werden, ob sie sich gerade so fühlen dürfen, wie sie es tun.

Verständnis zeigen statt Ratschläge geben

Statt alleine nach Lösungen für die Gefühle deines Kindes zu suchen, bleib empathisch.
Zeige Verständnis für die Gefühle deines Kindes z.B. durch Sätze wie “Ich kann verstehen, dass dich das traurig macht”. Das fördert dein Kind nicht nur dabei, die eigenen Gefühle zu erkennen, sondern ist auch die Grundlage für den Umgang mit Gefühlen.

Dieser Merksatz hilft dir weiter:

Jedes Gefühl darf gefühlt werden

Gefühle wollen dir und deinem Kind etwas mitteilen. Deswegen sollten du und dein Kind ihnen kurz zuhören. Dadurch fällt es euch leichter, sie zu verstehen. Auf diese Weise kannst du dein Kind außerdem besser unterstützen, die Gefühle in den Griff zu bekommen, ohne sich überrumpeln zu lassen.


Was tun bei Wut?

Wenn dein Kind wütend wird und um sich schlägt, solltest du nicht mit ihm schimpfen. Ziehe dich stattdessen an einen ruhigen Ort mit deinem Kind zurück. Erkläre deinem Kind, dass du die Gefühle nachvollziehen kannst - und weise es daraufhin, dass Schlagen oder Beißen keine angemessenen Lösungen sind. Damit kann es andere Kinder verletzen.

Sucht stattdessen gemeinsam nach Strategien, um mit der Wut umzugehen z.B.
  • in ein Kissen boxen
  • Hilfe holen
  • tief durchatmen

Was tun bei Angst?

Natürlich möchtest du dein Kind gerne vor allem, was ihm oder ihr Angst macht, beschützen. Du solltest dein Kind jedoch nicht aus jeder angstvollen Situation befreien. Auch, wenn du deinem Kind damit kurzfristig hilfst, verstärkst du auf Dauer die Angst deines Kindes. So kann es nie lernen, dass es sich z.B. vor der Dunkelheit nicht fürchten muss.

Um dein Kind im Umgang mit Angst zu unterstützen, kannst du ihm Mut machen:
  • Überlegt zusammen, welcher Angst sich dein Kind schon erfolgreich gestellt.
  • Rege dein Kind an, einmal anders zu denken: Vielleicht ist das gruselige Monster unter dem Bett eigentlich ein Freund oder eine Freundin?
  • Seid gemeinsam mutig und probt zusammen. Mit der Zeit verliert dein Kind die Angst.

Was tun bei Trauer?

Die Trauer deines Kindes solltest du nicht mit Sätzen wie “Ist doch nicht so schlimm” herunterspielen. Versuche stattdessen, deinem Kind zur Seite zu stehen. Dadurch fühlt sich dein Kind nicht allein gelassen.

Wenn du für dein Kind da bist, kann es lernen, mit Trauer umzugehen:
  • Höre aktiv zu und nimm die Trauer deines Kindes ernst
  • Sei deinem Kind körperlich nah: Umarmungen oder ein Kraulen über den Rücken können dein Kind zusätzlich beruhigen
  • Biete Ablenkungen an, wenn dein Kind soweit ist. Ein lustiges Spiel kann dein Kind wieder auf neue Gedanken bringen

Sei ein Vorbild

Kinder lernen den Umgang mit Gefühlen vor allem über die Eltern. Gehe daher mit gutem Beispiel voran - auch, wenn es um deine eigenen Gefühle geht. Dein Kind kann sich so eine Menge von dir abschauen.

Auch Aumio kann ein Vorbild für deine Kinder sein. In der App findest du Übungen, mit denen Aumio den Umgang mit Gefühlen gelernt hat:
  • für Wut: Wutvulkan
  • für Angst: Starker Stand
  • für Trauer: Sorgenballons



Die Gefühlswelt von Kindern ist groß, vielfältig und manchmal etwas überfordernd. Mit diesen Tipps kannst du deinem Kind jetzt jedoch liebevoll zur Seite stehen - ganz egal, ob es wütend, traurig oder ängstlich ist.